Seelennachrichten Juli 2015

Vom Außen und Innen

Dieser Tage nahm ich ein Buch von Reinhold Messner – Der gläserne Horizont – in die Hand, es ist von 1982, ich hatte es beim letzten Bazar unserer Waldorfschule erstanden. Mich fasziniert dieser kantige und stets eigenwillige Südtiroler Extrembergsteiger und Abenteurer seit langem. Darin beschreibt er seine Antriebskräfte, diese strapaziösen und lebensgefährlichen Touren zu unternehmen.

Zum einen sagt er, dass die für ein solches Unternehmen nötige Kraft nicht aus dem Verstand kommen kann – es muss das Herz danach brennen. Zum anderen legt er anschaulich dar, dass er nur diese extreme Erfahrung, durch das Gehen an die eigenen körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen und darüber hinaus, sich ihm eine innere Ruhe, ein Frieden einstellt, das ich sich auflöst, er eins mit dem Berg wird.

So wie alle Wege sprichwörtlich nach Rom führen, so wird früher oder später jede Seele heimkehren. Durch extreme sportliche Erfahrung, zum spirituellen Wachstum zu gelangen – keine Seltenheit. Betrachten wir die Aktivität (Quelle) und das Ziel (die Wirkung) systematisch. Wir können sowohl die Aktivität als auch das Ziel nach Innen und Außen differenzieren.

Außen => Außen

‚Normale‘ materielle Menschen leben im Außen, ihre Blickrichtung, ihre Wertmaßstäbe sind äußerlich, Erfolg bemisst sich in „mein Auto, mein Haus, mein Partner, usw.“ Das Denken und die Aktivitäten sind äußerlich, nur das gibt es nach schulwissenschaftlichen Grundsätzen. Das ist weder gut noch böse. Es ist eine normale Vorgehensweise in einer materiellen Welt. Doch es ist bei weitem nicht alles.

Innen => Außen

Viele Menschen haben darüber hinaus erkannt, dass innere Aktivität gut tun. Oft ist ein Burnout oder eine Lebenskrise ‚behilflich‘. Entspannung, Yoga, Mental-training helfen dabei, seine geistigen Potentiale mehr zu erschließen. Doch in den meisten Fällen, geht es darum, mit diesen Techniken, eine Wirkung im Außen zu erzielen: Entspannter und gelassener im Job durch Yoga, durch Mentaltraining zum Gewinner werden, den Kunden begeistern, sein Produkt zu kaufen, als Sportler den Sieg imaginieren, sich das neue Auto, den Traumpartner, das neue Haus beim Universum bestellen, wie eine Pizza.

Außen => Innen

Spirituelles Wachstum durch Grenzerfahrungen wie im Buch beschrieben ist ein traditioneller Weg, der seit Jahrtausenden angewandt wird. Z.B. setzten Urvölker ihre Sohne an der Grenze zur Volljährigkeit im Wald aus, sie mussten sich alleine behaupten, gegen wilde Tiere kämpfen. Danach kamen sie als Mann zurück, oder gar nicht.Bergsteigen und Klettern übt eine große Faszination auf viele Menschen aus. Nicht ohne Grund. Man muss sich voll konzentrieren, sonst ist es gefährlich, die Luft in der Höhe ist klar, die Berge sind erhaben, man ist sich seiner Nichtigkeit bewusst, und doch schafft man es auf einen hohen Gipfel. Ein zu Fuß unter Strapazen erklommener Berg ist viel wert, nicht zu vergleichen mit einer Fahrt mit der Seilbahn. Mir selbst ist einmal bei einer langen Wanderung in den Vogesen passiert, dass nicht mehr ich gegangen bin, sondern sich das gehen selbständig gemacht hat. ES ist gegangen. Ein besonderer Moment, den ich nicht vergessen werde.

Innen => Innen

Der einfachste und zugleich schwerste Weg ist der Innere Weg. Innere Aktivität ohne Zweck. Das ist es, was wir unter Meditation verstehen. Zweckfrei die eigene Identität ergründen und vom göttlichen Geist berührt sein. Gewahrsein ist ein sehr schöner Begriff dafür.

Man braucht nicht den Weg über den Mount Everest zu gehen, um zu seinem göttlichen Kern vorzustoßen, es genügt in die Rosenstrasse 21 zu kommen. Gipfelerlebnisse garantiert!

Lebensträume

Im Juni bin ich 40 Jahre alt geworden. Als ich in der Früh das Autoradio einschaltete, kam der schöne Song von Asaf Avidan „reckoning song“

Der Refrain-Text lautet:

One day baby, we'll be old Oh baby, we'll be old And think of all the stories that we could have told.

Eines Tages werden wir alt sein, BabyOh Baby, wir werden alt seinUnd über all die Geschichten nachdenken, die wir hätten erzählen können

Was will uns dieses Lied sagen: Das Leben ist Jetzt, schieb Deine Träume nicht auf, lebe sie. Genieße deinen Partner, die Familie und Freunde jetzt, nicht erst wenn Du meinst es passt, weil Du gerade noch Emails checken musst. Wenn wir alt sind, was möchten wir unseren Enkelkindern (oder anderen Kindern) erzählen. Es ist ein alter Trick, das Leben von hinten her (vom Tod her) zu denken, und sich zu fragen: Was ist wirklich wichtig? Doch wie oft vergessen wir uns, leben stupide den Alltag, reiben uns in Konflikten und Eitelkeiten auf, anstatt zu leben. Lassen uns von unseren Konditionierungen mit Verweis auf die Moral (was denken die anderen dann) von unseren Träumen und Wünschen abhalten. Doch sucht nicht nur im Außen. Das wahrlich wichtige ist das Innen. Das wird uns bleiben, wenn wir diese materielle Welt verlassen: Unsere Seele

Ein wichtiger Bereich ist die Partnerschaft samt Sexualität. Wie wurde sie von den Kirchen und dem Staat unterdrückt, nicht ohne Grund, ist sie doch ein Weg zur Freiheit, was nicht im Interesse der Obrigkeit liegt. Welche Ventile hat sie sich statt dessen geschaffen: Eine pornofizierte Welt. Sex wird benutzt in der Werbung, als Machtinstrument. Doch welches Geschenk ist dagegen eine natürliche Sexualität. Sie ist ein spiritueller Akt, ein Liebesakt.

Alle Veränderung in der Welt ist nur möglich, wenn wir selbst uns verändern. Wir haben die Macht dazu, bei allem. So lasst uns unsere Partner, Familie und Freude unsere Liebe spüren, und dann die Liebe immer mehr ausweiten, bis sie keine Grenzen mehr kennt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert